Die intimste aller Fragen

Was ist eigentlich die intimste aller Fragen? Ein, wie ich zumindest finde, gar nicht uninteressanter Gedanke, der viel über uns Menschen (oder zumindest die in meinem unmittelbaren Umfeld) aussagen könnte. Also habe ich ihn verfolgt und dabei ist folgendes herausgekommen:

Um festzustellen, wie intim eine Frage ist, muss man sich wohl oder übel davor Kriterien überlegen, anhand derer man seine Vergleiche anstellen kann. Dafür bieten sich einige Ausgangsfragen an:

  • Wie eng muss die Beziehung zu einer Person sein, um ihr die Frage ernsthaft stellen zu können, ohne ein Eindringen in den zu privaten Raum zu riskieren?
  • Will ich als Fragesteller überhaupt eine ehrliche Antwort darauf erhalten und kann ich damit in jedem Fall umgehen? Überwiegt das Interesse am Gegenüber die bloße Neugierde und bergen es und die Antwort die Gefahr einer emotionalen Belastung?
  • Darf man in der Situation normalerweise eine offene, ehrliche Antwort erwarten oder ist die oberflächliche Lüge eher die gesellschaftliche Konvention? Besteht ein Moment oder ein Verhältnis des Vertrauens, der entsprechende Offenheit ermöglicht?
  • Vielleicht kann es auch hilfreich sein, darüber nachzudenken, wie lange der Zeitpunkt zurückliegt, an dem einem diese Frage selbst gestellt wurde und man sie aufrichtig beantwortet hat.
  • Ist die Frage dazu geeignet, das Bild, das man von der anderen Person aufgebaut hat, vielleicht sogar nachhaltig zu verändern? Könnte sie bei einer ehrlichen Antwort dunkle, bislang unbekannte, ja womöglich bewusst verborgene  Seiten eröffnen?

Nach dem Durchdenken all dieser Kriterien bin ich zur Überzeugung gelangt, die intimste aller Fragen gefunden zu haben. Sie ist eine der am häufigsten gestellten und gleichzeitig am wenigsten beantworten Fragen. Sie ist simpel, jedes Kind kann sie formulieren und schon jedes Kind lügt bei ihrer Beantwortung. Und sie gäbe so viel her, wenn sie ernst gemeint wäre.

„Wie geht es dir?“

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